TL;DR: Die AfD verteilt „Abschiebetickets“. Kein Gag, kein Wahlkampf – es ist Drohkommunikation. Die Botschaft: „Ihr gehört nicht hierher.“ Das ist strategischer Terror. Faschismus beginnt mit Symbolen. Wer schweigt, macht sich mitschuldig.
Ein Flugticket mit der Aufschrift „Nur Remigration kann Deutschland retten“, verteilt in die Briefkästen von Menschen mit Migrationsgeschichte. Die AfD Karlsruhe nennt das Wahlkampf. Demokeat*innen nennen es das, was es ist: Drohung. Einschüchterung. Hass.
Das sogenannte „Abschiebeticket“ ist kein geschmackloser Gag, keine Provokation im Wahlkampf. Es ist faschistische Drohkommunikation. Es sagt den Betroffenen: „Ihr gehört nicht hierher. Und wir können euch jederzeit rauswerfen.“ Es richtet sich nicht nur an Asylsuchende oder Menschen ohne Aufenthaltstitel – es trifft alle, die nicht in das krude Weltbild dieser Partei passen. Unterschwellig schwingt immer dieselbe Botschaft mit: „Ihr werdet niemals Teil dieser Gesellschaft sein.“
Der Faschismus kommt auf leisen Sohlen – mit Flyern und Tickets
Die Geschichte zeigt: Der Faschismus beginnt nie mit Gewalt. Er beginnt mit Symbolen, Gesten, Sprache. Ein Flyer hier, ein Ticket da – das ist der symbolische Stiefeltritt, der sich ins Gedächtnis von Menschen einbrennt. Die AfD spielt mit genau dieser Dynamik. Sie will Angst verbreiten. Wer Angst hat, duckt sich weg. Wer sich duckt, schweigt. Und wer schweigt, macht Platz für den nächsten Angriff.
Was die AfD Karlsruhe hier betreibt, ist kein legitimer Diskurs. Es ist strategischer Terror. Sie wissen genau, dass diese Flyer in den Briefkästen von Migranten ein Klima der Unsicherheit und Einschüchterung erzeugen. Doch sie verteidigen die Aktion als „kreative Wahlwerbung“. Kreativ? Nein. Sie ist nichts anderes als eine moderne Version der alten Botschaft: „Fremde raus.“
Das Abschiebeticket – eine Botschaft an alle
Das Ticket trifft nicht nur die, die es in ihren Briefkästen finden. Es trifft auch jene, die zuschauen und schweigen. Die Botschaft ist klar: „Hier entscheiden wir, wer bleibt – und wer gehen muss.“ Die AfD will die Grenzen des Sagbaren verschieben. Heute ein Flyer. Morgen ein Gesetz. Übermorgen eine Abschiebewelle. Das ist kein Zufall. Es ist Kalkül.
Es geht längst nicht mehr nur um Migranten. Es geht um uns alle. Um die Frage, ob wir bereit sind, in einer Gesellschaft zu leben, in der Menschen nach Herkunft und Namen sortiert werden. Wer die Aktion der AfD als „überzogenen Wahlkampf“ abtut, hat nichts verstanden. Es ist der erste Schritt in eine Richtung, die wir alle kennen sollten – und die niemals wieder beschritten werden darf.
Geschichte wiederholt sich – wenn wir nichts dagegen tun
Deutschland hat aus seiner Vergangenheit zu lernen geglaubt. Doch wer sich heute umschaut, sieht, wie schnell diese Lektionen verblassen. Die AfD nutzt Methoden, die aus der dunkelsten Epoche unserer Geschichte bekannt sind: Sie setzt auf Feindbilder, Ausgrenzung und die Schaffung eines Klimas der Angst.
Dass solche Aktionen nicht nur toleriert, sondern von manchen sogar als „Teil des politischen Diskurses“ verteidigt werden, ist der eigentliche Skandal. Eine Demokratie, die Drohungen als Meinungsfreiheit behandelt, verrät sich selbst. Es braucht keine offenen Gewaltakte, um eine Gesellschaft zu zerstören. Es reicht die Drohung.
Und genau das ist das „Abschiebeticket“: Eine Drohung. Ein Angriff auf die Würde von Menschen. Ein Angriff auf das Grundprinzip der Gleichheit. Ein Angriff auf die Idee, dass alle Menschen, die hier leben, Teil dieser Gesellschaft sind – unabhängig von ihrer Herkunft.
Wer schweigt, macht sich mitschuldig
Es ist Zeit, klar Position zu beziehen. Wer schweigt, duldet. Wer relativiert, macht sich schuldig. Der Karlsruher Oberbürgermeister hat recht: Solche Aktionen gefährden den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Aber sie sind noch mehr. Sie sind ein Angriff auf die Grundlagen unserer Demokratie.
Das Abschiebeticket mag wie ein Flyer aussehen. Doch es ist ein Ticket in die Vergangenheit. In eine Zeit, in der Menschen als „Fremde“ stigmatisiert, eingeschüchtert und verfolgt wurden. Wer heute nicht aufsteht, macht morgen den Weg frei für noch mehr Hass und Ausgrenzung.
Die AfD weiß genau, was sie tut. Es ist an uns, zu zeigen, dass wir genau so gut wissen, wie wir darauf reagieren müssen: Mit Widerstand. Mit Solidarität. Mit dem klaren Nein zu Angst und Hetze.
Der Faschismus klopft nie direkt an die Tür. Er schleicht sich durch den Hintereingang. Heute ist es das Ticket. Morgen die Abschiebung. Und übermorgen die Frage, warum niemand etwas gesagt hat.
Wer das nicht erkennt, hat nichts gelernt. Wer schweigt, macht sich mitschuldig.
Denn: Der Faschismus beginnt immer mit einer Drohung. Aber er endete nie bei ihr.
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